WACKER stellt erstes Dispersionspulver für Bauanwendungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe nach dem Massenbilanzverfahren vor

München, 24.03.2020

WACKER erweitert seine Produktlinie für polymere Bindemittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Unter der Marke VINNECO® bietet der Münchner Chemiekonzern künftig ein Dispersionspulver an, bei dem biobasierte Essigsäure in die Herstellung einfließt. Das neue Dispersionspulver namens VINNECO® 5044 N eignet sich vor allem für die Produktion von Baustoffen wie Dichtungsschlämmen oder Trockenmörtel für Wärmedämmverbundsysteme.

In Bauanwendungen, wie Trockenmörteln, Fliesenklebern oder Dichtungsschlämmen sorgen Dispersionspulver von WACKER für ein hohes Maß an Flexibilität und Haftkraft. (Foto: Wacker Chemie AG)

Bei den weltweiten Anstrengungen, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid zu reduzieren, spielt ökologisches und nachhaltiges Bauen eine zentrale Rolle. Architekten und Bauherren setzen dabei zunehmend auf den Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Immer mehr Hersteller von Baustoffen bieten die entsprechenden Lösungen.

„Bis 2030 sollen 90 Prozent unseres Portfolios aus Produkten bestehen, die als nachhaltig oder mindestens neutral zu bewerten sind“, sagt Frank Reichle, Director Construction Polymers Western Europe bei WACKER. „Mit VINNECO® 5044 N gehen wir einen weiteren Schritt in diese Richtung und bieten unseren Kunden künftig eine nachhaltige Alternative zu VINNAPAS® 5044 N. Mit unserer Produktlinie VINNECO® ist es möglich, fossile Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe in der Produktion zu ersetzen“, so Reichle weiter.

Bei der Herstellung des neuen Dispersionspulvers setzt WACKER auf biobasierte Essigsäure. Die Substanz entsteht als Nebenprodukt in der Holzindustrie, beispielsweise bei der Bereitstellung von Faserstoffen für die Papierherstellung. Das Holz stammt aus PEFC®-zertifizierten Wäldern (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), die sich im Umkreis von 400 Kilometern zum WACKER-Standort Burghausen befinden. Die biobasierte Essigsäure weist eine hohe Reinheit und einen niedrigen Wassergehalt auf und ist mit ihrer sehr guten Qualität eine echte Alternative zu fossilen Quellen wie Erdgas oder Erdöl.

Aus der biobasierten Essigsäure und aus Ethylen produziert WACKER Vinylacetat-Monomer, das – wiederum unter Einsatz von Ethylen – zu Vinylacetat-Ethylen (VAE) copolymerisiert wird. So entstehen flüssige Polymerdispersionen, die beispielsweise in der Farbherstellung Anwendung finden. In riesigen Sprühtrocknern stellt WACKER aus den Dispersionen dann Dispersionspulver her. Dazu werden die flüssigen Polymerdispersionen mittels eines Zerstäubers in einen Heißgasstrom geleitet und so in kürzester Zeit zu einem feinen Pulver getrocknet. In Bauanwendungen, wie Trockenmörteln, Fliesenklebern oder Dichtungsschlämmen sorgen diese Bindemittel beispielsweise für ein hohes Maß an Flexibilität und Haftkraft.

In der Produktion kann die biobasierte Essigsäure zur herkömmlichen Essigsäure hinzugemischt werden und ist so direkt an die bestehende Produktionslinie von WACKER gekoppelt. Die Qualität und die Eigenschaften der Bindemittel sind dabei absolut identisch, unabhängig davon, ob das darin enthaltene VAE mit konventioneller oder mit biobasierter Essigsäure hergestellt wurde. Die Verbindung verhält sich chemisch und physikalisch immer gleich. Hersteller, die bislang VINNAPAS® 5044 N für die Produktion von Trockenmörteln eingesetzt haben, können somit ihre Prozesse beibehalten und müssen keinerlei Anpassungen an ihren Rezepturen vornehmen.

VINNECO® 5044 N wirkt rheologisch neutral und verbessert die Haftung, Biegezugfestigkeit, Verformungsfähigkeit, Abriebfestigkeit und Verarbeitbarkeit der damit vergüteten Massen ohne einen wesentlichen Einfluss auf Verlauf, Thixotropie oder Wasserrückhaltung auszuüben. Insbesondere eignet sich das Bindemittel zur Formulierung von emissionsarmen Mörteln mit hoher Flexibilität und sehr guter Adhäsion gegenüber organischen Untergründen wie Polystyrol, das beispielsweise in Wärmedämmverbundsystemen eingesetzt wird.

Um den Einsatz der biobasierten Essigsäure in der Produktion nachzuweisen, verwendet WACKER das Massenbilanzverfahren. Das Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat das Verfahren nach dem internationalen Standard CMS 71 zertifiziert. Bestellen Kunden eine bestimmte Menge VINNECO® 5044 N, ist sichergestellt, dass dem Produktionsverbund auch die notwendige Menge an biobasierter Essigsäure zugeführt wurde. Dafür erhält der Kunde ein TÜV-Zertifikat, das die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs bescheinigt. Mit Hilfe dieses Verfahrens können künftig auch alle anderen Produkte der VINNAPAS®-Reihe als nachhaltige Alternative produziert und zertifiziert werden.

Erste Produkte aus der VINNECO®-Reihe hatte WACKER im Rahmen der European Coatings Show 2019 vorgestellt. Neben dem neuen Dispersionspulver zählen bereits acht verschiedenen Dispersionen für Innenraumfarben und Putze, Klebstoffe, Teppiche und technische Gewebe zum Portfolio, das der Konzern international vertreibt.

Über WACKER POLYMERS

WACKER blickt auf mehr als 80 Jahre Erfahrung in der Herstellung polymerer Bindemittel zurück. Heute ist WACKER ein führender Hersteller hochentwickelter Bindemittel und polymerer Additive auf der Basis von Polyvinylacetat und Vinylacetat-Copolymeren in Form von Dispersionspulvern, Dispersionen, Festharzen und Lösungen. Diese Erzeugnisse werden für bauchemische Produkte, Farben, Klebstoffe, Lacke und Vliesstoffe sowie für Faserverbundwerkstoffe und Polymerwerkstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe verwendet. WACKER betreibt Produktionsstätten für polymere Bindemittel in Deutschland, China, Südkorea und den USA sowie eine globale Vertriebsorganisation und Technologiezentren in allen Schlüsselregionen.

Mit Hilfe des Massenbilanzverfahrens kann man den Anteil nachwachsender Rohstoffe rechnerisch einzelnen Verkaufsprodukten zuordnen (Grafik: Wacker Chemie AG)

Über das Massenbilanzverfahren

Werden innerhalb eines gleichen Produktionsverbunds nachwachsende Rohstoffe und herkömmliche – meist aus fossilen Quellen stammende – Rohstoffe als Ausgangsmaterialien eingesetzt, kann man mit Hilfe des Massenbilanzverfahrens den Anteil nachwachsender Rohstoffe rechnerisch einzelnen Verkaufsprodukten zuordnen. Dieser Ansatz ist vergleichbar mit dem in Deutschland bekannten System zur Zertifizierung von Ökostrom. Das internationale Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat das Massenbilanzverfahren von WACKER zum Nachweis von biobasierter Essigsäure in der Produktion zertifiziert. Damit kann WACKER den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs im gesamten Produktionsprozess bis zum Endprodukt durch ein anerkanntes Verfahren nachverfolgen. Wichtige Voraussetzungen für die Qualifikation dafür sind, dass die von WACKER zugekauften Rohstoffe mit einem nachhaltigen Prozess hergestellt wurden und alle dafür notwendigen Ausgangsmaterialien ebenfalls aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. In einer jährlichen Prüfung durch den TÜV muss WACKER nachweisen, dass für die Produktion der deklarierten Produkte stets die entsprechende Menge an nachwachsenden Rohstoffen zugefügt wurde.

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