Schutz vor Wasserschäden
17.03.2023 Lesezeit: ca. MinutenMinute
Dicht durch Dispersionen
Zum Schutz vor Wasserschäden am Bau haben sich Dichtungsschlämmen aus Zement bewährt, die dank der Zugabe einer Dispersion auftretende Risse flexibel überbrücken können. Mit VINNAPAS® 754 ED und 764 ED bringt WACKER jetzt zwei neue Produkte auf den Markt, die diese Fähigkeit sogar bei Temperaturen von minus 5 bis zu minus 20 Grad Celsius behalten.
Wasser findet immer seinen Weg, heißt eine alte Handwerkerweisheit. Und weil dem so ist, steht Feuchtigkeit ganz oben auf der Liste der Bauschäden, die eindeutig einer Ursache zugeordnet werden können. Das hat der deutsche Bauherren-Schutzbund e. V. gerade wieder in seiner aktuellen Untersuchung „Entwicklung der Bauschäden und Bauschadenkosten“ festgestellt. Der durchschnittliche Bauschaden schlägt dabei mit rund 40.000 Euro zu Buche und kann so manchen Traum vom Eigenheim zum Albtraum werden lassen.
„Feuchtigkeitsschäden sind auch deshalb oft besonders schlimm, weil man sie häufig erst spät bemerkt – etwa, wenn das Mauerwerk bereits durchfeuchtet ist“, sagt Dr. Harald Zeh von der Anwendungstechnik bei WACKER POLYMERS. Dann kommt es zu Verfärbungen, vielleicht auch zu Schimmelbildung und zum Abplatzen von Putz. Im schlimmsten Fall rutscht die ganze Bausubstanz in Schieflage, wenn der Stahl im Beton stark zu rosten anfängt und die Statik Schaden nimmt.
Zum Schutz vor derartigen Schäden haben sich Dichtungsschlämmen bewährt: Dichtungsschlämmen besitzen eine hydrophobierende, also wasserabweisende Eigenschaft und halten deshalb Wasser fern. Sie haften auf ganz unterschiedlichen Baumaterialien, lassen sich gut und einfach beispielsweise mit einer Traufel auftragen und können flexibel an Formen und Installationen angepasst werden.
Flexible Schichten
WACKER POLYMERS hat hierfür spezielle Dispersionen entwickelt: In Kombination mit Zement und Füllstoffen, die allein nur eine spröde Matrix liefern, ergibt sich somit eine flexible Schicht, die Baurisse überbrücken kann – eine wesentliche Eigenschaft für den langfristigen Schutz vor Wasser.
„Wir setzen hierfür Terpolymere auf der Basis von Vinylacetat, Ethylen und weiterer hydrophobe, flexibler Monomere ein“, erklärt Dr. Michael Faatz, Technical Service Manager bei WACKER POLYMERS. „Das erhöht die Elastizität des Zements deutlich und macht die Beschichtung dehnfähig.“
Doch die Dehnfähigkeit hängt von der Temperatur ab. Bei tiefen Temperaturen kann die sogenannte Glastemperatur des Materials unterschritten werden. Hier verliert das Polymer seine Elastizität. Dann kann die Dichtungsschlämme Risse in der Bausubstanz nicht mehr überbrücken und reißt selbst ein. Wasser kann später bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunkts ungehindert ins Mauerwerk eindringen.
Deshalb kommt es ganz wesentlich darauf an, für die jeweilige Anwendung die passende Dispersion in der Dichtungsschlämme einzusetzen. „Hierfür haben wir zwei neue Dispersionen entwickelt, die ihre Elastizität bis minus 5 und minus 20 Grad Celsius behalten“, sagt Harald Zeh. So erfüllt VINNAPAS® 754 ED die Norm EN 14891 Klasse O1, die Flexibilität und Rissüberbrückungsfähigkeit bis hinunter zu minus 5 Grad Celsius vorschreibt.
VINNAPAS® 764 ED behält diese Fähigkeiten sogar bis minus 20 Grad Celsius und genügt damit den Anforderungen der Klasse O2 nach EN 14891. Die Temperatur, bei der die Flexibilität des Materials abnimmt, liegt dabei noch tiefer, bei ungefähr minus 30 Grad Celsius.
Beide Produkte kommen ohne zusätzliche Lösungsmittel, Weichmacher und Filmbindehilfsmittel aus. Deshalb dürfen sie nach Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung selbst für den Kontakt mit Trinkwasser eingesetzt werden und eignen sich für Zweikomponenten-Dichtungsschlämmen, die Schwimmbäder, Keller und Badezimmer, aber auch Wasserleitungen, Kanäle und Tunnel abdichten.
Rissüberbrückungstest und Haftzugfestigkeitsprüfung mit VINNAPAS® 754 ED
Gemäß der Norm EN 14891 für „Flüssig zu verarbeitende wasserundurchlässige Produkte im Verbund mit keramischen Fliesen und Plattenbelägen“ werden VINNAPAS®-Produkte für Dichtungsmembranen unter anderem auf ihre Fähigkeit zur Rissüberbrückung und ihre Haftzugfestigkeit getestet.
Kunden früh einbezogen
„Welche Eigenschaften Dichtungsschlämmen mit unseren Dispersionen bekommen, hängt natürlich vor allem von den Endprodukten unserer Kunden ab“, erklärt Harald Zeh. Sie legen beispielsweise fest, in welchem Verhältnis VINNAPAS®-Produkte mit Zement gemischt werden. WACKER POLYMERS bezieht deshalb bereits früh seine Kunden in die Entwicklung neuer Produkte ein, damit diese die Normen erfüllen können, die für den fachgerechten Bauschutz unerlässlich sind.
Grundsätzlich sind dünnflüssige Dichtungsschlämmen möglich, die sich sogar mit einem Quast aufstreichen lassen. Das wäre die einfachste Art der Verarbeitung. Dann wird allerdings die Dichtungsschicht nur sehr dünn. Üblich sind Schichtdicken von zwei bis vier Millimetern, die typischerweise mit einer Traufel aufgetragen werden. Dabei kommt es auf die Viskosität der Dichtungsschlämme an. Zur leichten Verarbeitung soll sie möglichst niedrig sein. Für dickere Schichten werden aber viskosere Materialien benötigt, die in einem Arbeitsgang appliziert werden können. Das sorgt dann für höhere Akzeptanz bei Handwerkern und verbessert die Chancen auf einen Markterfolg des Dichtungssystems.
Baunormen erfüllen
Damit all das richtig berücksichtigt wird bei der Entwicklung, testet WACKER neue Produkte sehr intensiv. „Wir wollen schon früh im Entwicklungsprozess sicherstellen, dass wir mit unserem Ansatz in die richtige Richtung gehen und unsere Kunden mit ihren Produkten die nötigen Baunormen erfüllen“, erklärt Michael Faatz. „Wir mischen entsprechende Dichtungsschlämmen, tragen sie auf definierte Betonblöcke auf und testen daran alle wichtigen Eigenschaften.“
„Unser Polymer erhöht die Elastizität des Zements deutlich und macht die Beschichtung dehnfähig.“
Dr. Michael Faatz, Technical Service Manager, WACKER POLYMERS
So geht es zum Beispiel um den Wasserdruck, gegen den der Beton geschützt werden muss. Im Test wird eine entsprechende Probe vier Wochen lang unter normalen Klimabedingungen gelagert und dann mit 1,5 bar Wasserdruck – das entspricht einer 15 Meter hohen Wassersäule – belastet. Dabei dürfen keine Undichtigkeiten auftreten.
Die Fähigkeit, Risse im Bauwerk zu überbrücken, wird ebenfalls auf definierten Betonblöcken im Labor getestet. Dabei werden die Proben gezielt gebrochen und in Zugprüfmaschinen eingespannt. Danach wird die wasserdichte Schicht per Kamera beobachtet, bei welcher Rissstärke sie reißt.
„In diese Tests stecken wir großen Aufwand, damit wir auch wirklich wissen, dass wir ein marktfähiges Produkt entwickeln“, erklärt WACKER-Chemiker Harald Zeh. „Für unsere Kunden sammeln wir so viel Know-how, das wir ihnen zur Verfügung stellen. Damit können sie sich darauf verlassen, dass sie mit unseren Produkten normengerechte Anwendungen erstellen können.“ Und Bauherren wissen, dass ihre Gebäude gut gegen Wasserschäden geschützt werden können, was sich in einem langfristigen Werterhalt und auch in der Nachhaltigkeit ausdrückt.
-30 °C
In der Klimakammer von WACKER in Burghausen werden die Eigenschaften von Dichtungsschlämmen bei extremen Tieftemperaturen getestet.
Erst bei so tiefen Temperaturen verliert das Material allmählich an Flexibilität, wenn es mit VINNAPAS® 764 ED formuliert wurde.
Kontakt
Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie von
Frau Kerstin Bichler
Senior Marketing Manager
WACKER POLYMERS
+49 8677 83-2728
Nachricht senden