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Von der Pyrotechnik zu LSR

Flüssigsiliconkautschuke (LSR) liefern ein weites Anwendungsspektrum: von der Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau über die Elektrotechnik, Mittel- und Hochspannungstechnik bis hin zu Construction, Lebensmittel/Food, Health Care und Medizintechnik. Aber was macht LSR so erfolgreich? Wir haben uns mit dem ausgewiesenen LSR Experten Dr. Berndt Stadelmann unterhalten. Der promovierte Chemiker beschäftigt sich seit knapp 30 Jahren mit Siliconkautschuken.

Also “Gurus” gibt es im Bereich Flüssigsiliconkautschuk sicher mehrere. Das heißt, die gesamte Entwicklung und der Erfolg dieser Linie bauen auf einer funktionsübergreifenden Teamarbeit auf. Meine derzeitige Funktion geht eher in die Richtung kommerzielles, globales Marketing und Schnittstelle zur Supply Chain. Zu Ihrer Frage – sowohl seine Verarbeitbarkeit im LSR Spritzguss als auch die tollen Endeigenschaften von Siliconen – Hitzestabilität, Einfärbbarkeit, kurze Zykluszeiten, feingliedrige Formgebung möglich etc. – machen den Werkstoff besonders.

Eines der potenziell stärksten Materialien ist sicher die Gruppe der selbsthaftenden Flüssigsiliconkautschuke wegen ihrer interessanten Features als Softkomponente im Hart-Weich-Verbund.

Konstant, über Jahre begehrt, sind wie erwähnt die selbsthaftenden Materialien, aber auch unser klassischer Standard-LSR wird wegen seiner Vielseitigkeit häufig nachgefragt. In letzter Zeit häufen sich die Anfragen nach hochtransparenten Materialien und nach solchen, die einen niedrigen Gehalt an flüchtigen Stoffen – VOC – aufweisen.

Jedes LSR Produkt wird nach hohen Qualitätsstandards hergestellt. Allerdings sind Produkte der Marke SILPURAN®, die im Reinraum produziert werden, noch etwas aufwendiger im Herstellungsprozess.

Wir forschen derzeit vor allem daran, das Portfolio an transparenten Materialien zu erweitern – wir wollen die viskosen Eigenschaften für den Spritzguss optimieren, die flüchtigen Eigenschaften reduzieren und die Haftung zu diversen Substraten verbessern.

Ja, ich erinnere mich, wie wir in meiner Zeit in Brasilien versuchten, LSR zu pushen. Bei einem Besuch in der Produktion eines größeren, potenziellen Kunden gab es die Bitte, die Fässer künftig in Holzkäfigen zu liefern, um Dellen in den Fässern zu vermeiden, die beim Transport auftreten können. Der Kunde zeigte uns die verdellten Muster und auch die Fässer von Wettbewerbern – in unterschiedlichen Holzkäfigen. Burghausen konnte wegen der Komplexität eine Holzverpackung so schnell nicht anbieten. Unser damaliger Produktionsleiter bei WACKER Brasilien versprach dem Kunden, bei den nächsten Lieferungen aus Burghausen dellenfreie Fässer auszuselektieren und über eine bekannte Schreinerei günstige Holzkäfige zu besorgen. Was er damit gemeint hat, sah ich eines Mittags als ich aus der Kantine über den Hof ging: Mehrere Leute aus der Produktion hämmerten und zimmerten Holzkäfige – eigenhändig und bei 35 Grad im Schatten. Aber, Service und Kundenorientierung schreiben wir bei WACKER eben schon immer ganz groß.

Der war natürlich sehr zufrieden.

… in einer deutlich größeren Vielzahl von Anwendungen vertreten sein als heute.“

Vielen Dank für das Interview.

PROFIL DR. BERNDT STADELMANN

Schon früh hat der gebürtige Linzer Passion für Chemie gezeigt und sich für seinen Chemiebaukasten begeistert – vor allem für die Pyrotechnikmöglichkeiten des Baukastens. Nach dem Chemiestudium und der Promotion zum Thema “Alpha-omega-Übergangsmetallsubstituierte lineare Oligosilane” kam Stadelmann 1997 zu WACKER. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich ausschließlich mit Siliconen im Konzern – nur die Teams und die Einsatzorte wechseln.