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Ein starker Rücken

Teppiche, die in Büros, Hotels oder Konferenzzentren verlegt sind, werden stark beansprucht – und brauchen eine entsprechend strapazierfähige Rückenbindung. Für solche Einsatzbereiche hat der holländische Hersteller Condor jetzt eine neue Produktlinie entwickelt, die mit VAE-Dispersionen von WACKER hergestellt wird.

CONDOR GROUP

Die 1992 gegründete Condor Group mit rund 600 Mitarbeitern zählt zu den drei größten Herstellern von Bodenbelägen in Europa. Alljährlich verlassen rund 90 Millionen Quadratmeter die beiden Produktionsstätten im holländischen Hasselt und Genemuiden. Condor stellt Bodenbeläge für Wohnräume, Büros, Kraftfahrzeuge, Gärten und Sportplätze her. Für den Bereich Condor Carpets, den Ursprung der Unternehmensgruppe, laufen heute 25 Tufting-Anlagen. Daneben gibt es die Unternehmensbereiche Vebe Floorcoverings (Nadelvlies), Condor Grass (künstlicher Rasen) und Condor Cartex, wo Bodenmatten und andere Innenausstattungskomponenten für die Autoindustrie hergestellt werden. Zudem sind die Niederländer als Auftragshersteller für andere Teppichmarken tätig.

Unsere Kunden kaufen Sicherheit“, sagt Stefan Diemke, Sales Manager Deutschland des niederländischen Teppichherstellers Condor, und greift nach dem Musterbuch, das auf der Branchenmesse Domotex in Hannover ausliegt. Was Sicherheit und Teppiche miteinander zu tun haben? Diemke weiß die Antwort: „Gerade im Objektgeschäft kommt es darauf an, dass Bodenbeläge stabil, umweltfreundlich und gut zu verlegen sind – dann kommen hinterher auch keine Reklamationen.“

Diese Sicherheit erwerben die Kunden mit einem Teppich aus der neuen Powerbacking-Linie des niederländischen Teppichherstellers Condor. Stefan Diemke nimmt eine graublaue Probe aus dem Musterbuch in die Hand und streicht über die Fasern aus Polyamid: Besonders strapazierfähig seien diese Bodenbeläge, was auch durch das Label „Class 33“ unterstrichen werde. Es bedeutet, dass Powerbacking-Teppiche für gewerbliche Bereiche mit starkem Publikumsverkehr zugelassen sind. Sie werden in Büros ebenso verlegt wie in Arztpraxen, Hotels oder Konferenzzentren; dies ist das sogenannte Object- oder Contract-Geschäft – „ein anspruchsvoller Markt, den wir weiter ausbauen wollen“, erklärt Jan Hoekman jr., Marketingleiter und Mitglied der Geschäftsführung bei Condor.

„Gerade im Objektgeschäft kommt es darauf an, dass Bodenbeläge stabil, umweltfreundlich und gut zu verlegen sind.“

Stefan Diemke, Sales Manager Condor Carpets

Zertifizierte Ware

Bodenbeläge aus der Powerbacking-Linie gehören der Belastungsklasse 33 an, was heißt, dass sie für gewerbliche Bereiche mit starkem Publikumsverkehr zugelassen sind.

Wegen der ausgezeichneten Strapazierfähigkeit bewerben die Holländer ihre Powerbacking-Linie mit dem Claim „bound to endure“, was so viel heißt wie: Sie sind dazu bestimmt, Bestand zu haben. Zudem tragen Powerbacking- Bodenbeläge mit dem Blauen Engel und dem GUT-Label (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden) zwei Gütesiegel, die für geringe Schadstoff-Emissionen und eine nachhaltige Produktion stehen. „Gerade deutsche Kunden lieben Ware, die durchgetestet und entsprechend zertifiziert ist“, weiß Jan Hoekman jr.

Hoekman und sein Technik- und Vertriebsteam derzeit erfolgreich daran, den Großhandel von den Vorzügen der Powerbacking-Linie zu überzeugen. Denn der Großhandel ist für die Holländer das Tor zum Markt: Bei ihm reichen die Bauträger ihre Spezifikationen ein, was das Design, den Einsatzbereich oder die Emissionswerte der zu verlegenden Teppiche betrifft – die verschiedenen Labels und Klassifizierungen nach Umwelteigenschaften und Belastungsklassen erleichtern dem Großhandel die Vorauswahl. Er erstellt dann mehrere Angebote, die er an den Bauträger weiterleitet.

Von anderen Tuft-Teppichen, die Condor herstellt, unterscheidet sich die Powerbacking-Linie unter anderem dadurch, dass der Teppichrücken mit Vinylacetat-Ethylen (VAE) Dispersionen gebunden ist, nicht mit Latex aus Styrol-Butadien (SB), wie dies sonst in der Branche üblich ist. Tuft-Teppiche verfügen über einen Flor aus Kunstfasern – meist Polypropylen, Polyester oder Polyamid –, die beim sogenannten Tufting durch ein Trägergewebe, den Erstrücken, gezogen werden. Dabei entstehen Schlaufen, die entweder geschlossen bleiben (Schlingenflorteppich) oder maschinell aufgeschnitten werden (Schnittflor- oder Veloursteppich). Auf den Erstrücken trägt der Hersteller zwei Schichten zur Rückenbindung auf, den Erst- und den Zweitstrich.

High-End Markt im Visier

Auch WACKER hat in einem Konferenzraum in seinem Werk in Burghausen Bodenbeläge aus der Powerbacking-Linie verlegen lassen.

Dass Condor sich entschieden hat, für seine auf den High-End-Markt zielende Powerbacking- Linie auf VAE-Dispersionen der Marke VINNAPAS® zu setzen, hat eine ganze Reihe von Gründen. „Im Contract-Geschäft setzen wir auf höchste Qualität“, betont Jan Hoekmann jr. Der mit VAE verarbeitete Bodenbelag weise außerdem nicht den oft als unangenehm empfundenen Geruch neu verlegter Ware auf. Den fehlenden Teppichgeruch und die niedrigeren VOC-Werte im fertigen Produkt wissen besonders Kunden in Deutschland oder Nordeuropa zu schätzen, wo das Umweltbewusstsein besonders ausgeprägt ist. Dafür steht auch das bekannte Umweltsiegel „Der Blaue Engel“, das alle Teppiche aus der Powerbacking-Linie tragen dürfen. Aber nicht nur die Emissionswerte, auch die sogenannten Trennfestigkeiten (Delaminierungswerte) sind bei VAE-gebundenen Teppichen besser – ein Grund, warum Condor seine neue Linie für stark beanspruchte Einsatzbereiche „Powerbacking“ nennt. Delaminierung ist die benötigte Kraft, um den Zweitrücken vom Restteppich abzulösen. Möglichst hohe Delaminierungswerte stehen somit für eine große Strapazierfähigkeit des Teppichs – und eine entsprechend lange Lebensdauer.

BLAUER ENGEL

Der Blaue Engel wurde 1978 von der deutschen Bundesregierung ins Leben gerufen und hat sich seitdem als das bei Endverbrauchern bekannteste Umweltzertifikat etabliert. Über 12.000 umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen von rund 1.500 Unternehmen tragen derzeit den Blauen Engel. Darunter befinden sich strahlungsarme Telefone ebenso wie Wandfarben oder ganze Rechenzentren. Wegen ihrer großen Oberfläche besitzen Bodenbeläge ein besonders hohes Potenzial, die Innenraumluft zu belasten. Der Blaue Engel macht auch in diesem Produktbereich eine gesundheitlich verträgliche Alternative für Verbraucher erkennbar. Ausgezeichnet werden textile Bodenbeläge, die besonders geringe Mengen organischer Verbindungen in die Innenraumluft ausgasen.

Wie gut ein Teppich dem täglichen Verschleiß standhält, das testet WACKER im anwendungstechnischen Labor in Burghausen. So simulieren die Trommelprüfung nach Vettermann, die Stuhlrollenprüfung und der Lisson-Tretradgerät-Test die tägliche Belastung des Teppichs durch Gewichte, Bürostühle und Schuhe. Im Lisson-Test wird die Teppichoberfläche einer Beanspruchung von mindestens 500 Doppelzyklen des Tretrades ausgesetzt und werden der Gewichtsverlust und die Änderung des Aussehens beurteilt.

Dass die meisten Teppichhersteller weltweit trotz der funktionellen Vorzüge von VAEDispersionen bislang noch mit SB-Latex für die Rückenbindung ihrer Bodenbeläge arbeiten, hängt nicht zuletzt an einem Faktor: dem Ölpreis. Styrol-Butadien wird aus Erdöl hergestellt und vor allem der Butadienpreis korreliert stark mit seinem Rohstoff. Vinylacetat- Ethylen-Dispersionen werden aus Ethylen als Rohstoff hergestellt. Dieser kann sowohl aus Erdöl als auch aus Erdgas hergestellt werden. Niedrige Ölpreise, wie die Märkte sie derzeit erleben, lassen das Kostenpendel deshalb tendenziell zum SB-Latex hin schwingen, höhere Ölpreise machen wiederum VAE-Dispersionen interessanter.

Bessere Eigenschaften

DAS RÜCKGRAT DES TEPPICHS: Die Langlebigkeit von Teppichen der Reihe Powerbacking wird mit neuartigen Bindemitteln erreicht. Die verwendete VAE-Technologie macht den Teppich mechanisch hoch belastbar und reduziert gleichzeitig Emissionen im Endprodukt.

Die niederländische Condor-Gruppe setzt VAE aus diesem Grund in ihrer High-End-Linie ein. Jan Hoekmann ist überzeugt, dass die besseren Eigenschaften der VAE-gebundenen Teppiche einen gewissen Preisunterschied rechtfertigen. „Weil wir aber kostenbewusst produzieren, können wir traditionell Produkte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten“, betont der Condor-Manager.

Es gibt noch einen weiteren Punkt, bei dem Bindemittel auf VAE-Basis dem SB-Latex überlegen sind – bei den Flammschutzeigenschaften. Zwar könnten auch Bodenbeläge, die mit Styrol-Butadien gebunden seien, dieselbe Flammschutzklasse erreichen wie Teppiche, deren Hersteller mit VAE arbeiteten, räumt der WACKER-Chemiker Dr. Holger Künstle ein. Doch dafür müsse dem Teppichrücken ein Flammschutzmittel wie Aluminiumtrihydrat beigesetzt werden.

Im Lisson-Tretradgerät- Test wird die tägliche Belastung durch Schuhe, Gewichte und Bürostühle simuliert.

Bei einem führenden Hersteller wie Condor laufen Bodenbeläge in mehr als 600 verschiedenen Konfigurationen vom Band – unterschieden nach Flor, Design, Farbe, Qualität, Strapazierfähigkeit, Einsatzbereich und einer ganzen Reihe weiterer Kriterien. Etwa jede halbe Stunde wechselt der Teppichtyp, der aus der Anlage in Hasselt im Norden der Niederlande kommt. Entsprechend viel Erfahrung brauchen die Mitarbeiter, um die Zusammensetzung der Compound-Formulierung und den Prozess der Produktion auf den Typ des Teppichs abzustimmen.

„Ein Wille zu leichten Modifikationen an den Anlagen sollte vorhanden sein, wenn ein Hersteller über einen Wechsel zu VAE-basierten Bindemitteln nachdenkt“, betont Dr. Künstle von der WACKER-Anwendungstechnik. Gemeinsam mit den Teppichexperten von Condor ermittelte der Chemiker in mehreren Versuchsreihen im anwendungstechnischen Labor in Burghausen die geeignete Zusammensetzung der Bindemittelmischung und die geeigneten Prozessparameter an der Anlage.

Auf der Domotex-Messe in Hannover feierte das Projektteam die erfolgreiche Markteinführung: Dominique Nely (WACKER), Erik Altena und Jan Hoekmann jr. (Condor) sowie Melanie Trieflinger und Dr. Holger Künstle (WACKER).

Erik Altena, als Coating Manager für die Rückenbindungs-Technik bei Condor verantwortlich, hat schon die ersten Versuche mit VAE vor drei Jahren begleitet. „Am Anfang mussten wir ein wenig experimentieren, aber mittlerweile laufen die Teppiche aus der Powerbacking-Linie problemfrei auf unseren Maschinen“, berichtet er. Und die funktionellen Vorzüge von Bindemitteln auf VAE-Basis lohnten den Aufwand.

Bald schon werden Powerbacking-Teppiche in ganz Europa die Böden von Büros, Hotels oder Konferenzzentren bilden. Für den Benutzer sind sie von gängigen, mit SB-Latex gebundenen Bodenbelägen nicht zu unterscheiden, aber dank eines Rückens auf Basis von VAE-Dispersionen sind sie emissions- und geruchsärmer sowie strapazierfähiger – eben „bound to endure“.